Am Sonntag, den 27.06.2021, eine Woche vor dem Entschlafenengottesdienst, besuchte Bischof Friedbert Kreutz die Gemeinde Bad Sobernheim. Ein Gesangsquartett umrahmte den Gottesdienst mit drei Liedern.
Bischof Kreutz legte dem Gottesdienst das Bibelwort aus Psalm 146, 7.8 zugrunde. Dort heißt es: „Der Herr macht die Gefangenen frei. Der Herr macht die Blinden sehend. Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.“
Als Einstimmung auf die Predigt, trug zunächst ein Gesangsquartett im Flur vor dem Kirchenraum das Lied „Kommet her“ vor. Bischof Kreutz gab anschließend seiner Freude Ausdruck, wie schön es sei, nach langer Zeit wieder einmal Gesang im Gottesdienst zu hören.
Warum haben wir Entschlafenengottesdienste?
Sogleich stieg er in das Thema Entschlafenenwesen ein. „Unser Glaube, dass Verstorbene genau wie Lebende die Sakramente empfangen sollten, sei ein wesentlicher Unterschied zu der Auffassung in anderen christlichen Religionsgemeinschaften. Es ließe sich über unterschiedliche Auslegungen bezüglich mancherlei Stellen in der Bibel streiten, jedoch nicht über die Liebe und Allmacht Gottes“, so der Bischof.
Er verwies darauf, dass Jesus selbst in die Tiefen der Erde hinabgefahren sei und er den Geistern im Gefängnis, die zu Noahs Zeit ungehorsam waren, gepredigt habe (Epheser 4,9 + 1. Petrus 3,19.20). „In früherer Zeit ließ man sich bereits für die Toten taufen (1. Kor. 15,29) und im Buch der Makkabäer wird auf das Gebet für Verstorbene hingewiesen (2. Makk 12,39ff.)“, ergänzte der Dienstleiter die biblischen Grundlagen für unser heutiges Verständnis von der jenseitigen Welt und die Notwendigkeit des göttlichen Heils für jede Seele.
Gott befreit, heilt und tröstet
Im Bibelwort ist das Wort „Gefangene“ enthalten. Hierzu erklärte der Bischof, dass es sich hier nicht um Menschen handelt, die aufgrund eines Verstoßes gegen das Gesetz im Gefängnis sind, sondern es seien Kriegsgefangene gemeint. Als Beispiel, wie der Herr Gefangene befreien kann, nannte der Bischof die Begebenheit von Petrus. Dieser war in Ketten gelegt, von 16 Soldaten bewacht und mit Hilfe des Gebets der Gemeinde und des Engels, der ihm erschien, aus dem Gefängnis frei gekommen (Apg. 12, 4-10).
In Bezug auf das Blindsein, erinnerte der Bischof an die Worte in Mt 7, 3, wo gesagt wird, dass man den Splitter im Auge des Bruders sehen würde, aber nicht den Balken im eigenen Auge. Der Bischof riet: „Die richtige Sehensweise sei, nicht den Nächsten als Maßstab zu nehmen, an dem wir uns messen, sondern Jesus.“
„Wenn wir selbst einmal niedergeschlagen sind, dann erleben wir, wie uns das Wort im Gottesdienst wieder aufrichtet, d.h. Gott richtet auf“, so der Bischof. „Wir können aber auch unseren Nächsten aufrichten, indem wir uns ihm liebevoll zuwenden.“
„Manch Entschlafener möchte sich vielleicht auf den Reichtum seines angeeigneten Wissens berufen oder dass er reich an guten Taten sei, die er zu Lebzeiten getan habe“, so der Bischof weiter. „Aber dazu steht geschrieben (Off. 3,17), dass wer meint er sei reich, nicht wisse, dass er elend, jämmerlich, arm, blind und bloß sei.“
Zum Schmunzeln...
Zur Auflockerung trug eine kleine Anekdote von einem 6-jährigen Mädchen bei, die in der Nachbarschaft des Bischofs wohnt. Sie klingelte dieser Tage mit ihrer Freundin an der Haustür des Bischofs und verkündete, dass sie in der Nähe einen Tisch aufgebaut hätten, an dem sie Melonenstücke für 50 Cent das Stück verkaufen würden. Nachdem der Bischof, seine Frau und ein weiterer Käufer von dem Angebot Gebrauch gemacht hatten, freute sich das Mädchen über ihren „Reichtum“ von 1,50 €. Sie fühlte sich reich.
Nachdem das Quartett noch einmal gesungen hatte, ergänzte der Vorsteher der Gemeinde, Priester Roland, mit einem Beitrag die Predigt.
...und Nachdenken
Bei der Vorbereitung auf das Abendmahl kam der Bischof noch einmal auf die Episode mit dem Mädchen zu sprechen, denn sie hatte noch eine Fortsetzung. Als der Bruder des Mädchens abends von ihrem „Reichtum“ erfuhr, erinnerte er sie an die Schulden in Höhe von 3,00 €. Diesen Betrag hatte er ihr irgendwann mal geliehen. Nun forderte er die 1,50 € als Abzahlung von ihr ein und schwups die wups war der Reichtum dahin.
Der Bischof verglich dieses Beispiel mit dem Teufel, der zu Gott geht und sagt: „Diese/r geht zwar brav in den Gottesdienst, singt im Chor und macht alles. Aber hier, Gott, da hat sie/er noch eine Schuld bei mir offen.“ „Dann tritt aber Jesus zu ihm“, so der Bischof, „und sagt: „Das ist alles beglichen!“
Es folgte das mitgelesene Bußlied mit Orgelbegleitung, Freisprache und Feier des Heiligen Abendmahls. Nach dem Schlussgebet und eines abschließenden Liedes der Sänger nutzten viele der Geschwister noch die Möglichkeit zu Gesprächen unter freiem Himmel vor der Kirche.